Ausgabe 10 · Februar 2010

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Leserbriefe

Vermisst: Gegenüberstellung verschiedener Antriebskonzepte

Zu: Titelthema Elektrofahrrad (Ausgabe 9)

Mit Interesse las ich die Artikel über die Stromräder in der neuen Ausgabe. Danke dafür.

Besonders der Artikel von Andreas Oehler über realistische Akku-Leistungen bestätigen meine Vermutungen von überhöhten Erwartungen.

Die Fahreindrücke von Rainer Mai kann ich nach einer langen Probefahrt mit dem I:SY Street von BikeTec (Flyer) nicht bestätigen. Dieses sportliche Modell mit Versicherungskennzeichen ohne Helmpflicht mit breiten 20-Zollreifen ohne Federung fuhr sich mit oder ohne Unterstützung auch bei 35 km/h wie ein ganz normales Fahrrad – allerdings bin ich ein geübter und auch schnell fahrender Radler. Die Unterstützung setzte in allen Fahrstufen unmerklich und unverzüglich ein. Das Fahren machte richtig Spaß. Über die Reichweite kann ich allerdings nichts sagen. Die Anzeige zeigte nach über 2 Kilometern mit meist maximaler Unterstützung immer noch fast voll an.

Vermisst habe ich eine Gegenüberstellung von Vor- und Nachteilen der verschiedenen Antriebskonzepte: Antrieb Vorne/Mitte/Hinten, Motor Vorne/Mitte/Hinten. Aber vielleicht kommt das ja noch in einer späteren Ausgabe?

Stephan Behrendt, Köln

Elektroschrott

Zu: Titelthema Elektrofahrrad (Ausgabe 9)

Ich hab die Artikel zu den Elektrorädern gleich überflogen. Ich teile den abgrundtiefen Zweifel am Sinn solcher Gefährte, egal ob es nun den Fahrkomfort oder den angeblichen »Öko«-Effekt betrifft. Elektroschrott halt …

Das einzige halbwegs sinnvolle Elektrorad hat vermutlich unsere Briefträgerin, sie hat das größte Revier mit den weitesten Strecken und ist oft mit Anhänger unterwegs.

Matthias Mansfeld, Haar

Kein Quantensprung

Zu: Titelthema Elektrofahrrad (Ausgabe 9)

Letzte Woche kam ich in den Genuss einer zweitägigen Überlandfahrt mit einem Sparc-Antrieb und Bleibatterie 106 Wh Kapazität. Insgesamt fünf Ladevorgänge je 1–3 Stunden zu 2 Ampere/16 Volt, eine volle Batterie durch die schwäbische Alb war gut für 20–25 km oder etwa 300 Höhenmeter bei wenig Gepäck. Zu vermeiden war auf alle Fälle, eine leere Batterie bergauf zu transportieren. Laden an Tankstellen mit sehr unterschiedlichem Erfolg: Münztank-Aral mit frei zugänglicher Steckdose veranlasste mich nachts, neben meiner Adresse einen Groschen Stromgeld zu hinterlassen. Die Shell in Oppenweiler gestattete mir einmalig Nachladen 1 Stunde, auf dem Rückweg jedoch »nur wenn es nicht mehr so lange dauert«, was allerdings nicht möglich war. Im Fahrradladen in Schwäbisch Hall 1 h geladen. Resümee: Ein leichtes Rennrad wäre schneller gewesen, aber weniger Spaß dabei.

Georg Leuthold, Erlangen

Kein Quantensprung

Zu: Titelthema Elektrofahrrad (Ausgabe 9)

Nachdem ich Berichte von Herrn Oehler und Herrn Mai über Pedelecs gelesen habe, kann ich euch leider nicht mehr ernst nehmen, sorry.

»Gmach Willi« (Autor unbekannt, reagierte nicht auf Mail-Rückfrage)

Hintertaunus-Frankfurt-Pendler: Es gibt sie doch

Zu: Elektrorad – Energiesparwunder oder Klima-Schwein? (Ausgabe 9)

Zu: Erhöhte Reichweite im urbanen Raum dank Elektrorad (Ausgabe 9)

Vielen Dank für die verschiedenen Betrachtungen zum Thema Elektrofahrräder. Zunächst muss ich mich outen: Ich bin einer der gesuchten Hintertaunus-Frankfurt-Pendler. Ich habe diesen Sommer viel Zeit investiert um eine Alternative zu Taunusbahn oder Zweitwagen zu finden. Schlussendlich bin ich beim R+M Delite Hybrid HS (500 W, bis 45 km/h) gelandet. Inzwischen bin ich damit 1.500 km gefahren und bin sehr zufrieden.

Allerdings muss man jetzt die kalte Jahreszeit abwarten um festzustellen, welchen Einfluss kältere Temperaturen auf die Leistung des Akkus haben. Bei der Heimfahrt ist es schon so, dass ich die Motorunterstützung dosieren muss. Dies ist jedoch nur notwendig, weil ich sehr flott unterwegs bin. Täglich spare ich so ca. eine Stunde Fahrzeit gegenüber dem unmotorisierten Reiserad. Damit bin ich ziemlich genau so schnell wie mit Bus und Bahn.

Auch wenn ich die Steigungen mit 400 % Unterstützung fahre, muss ich noch ordentlich treten. Von daher ist der sportliche Aspekt nicht zu unterschätzen (täglich ca. 700 hm). Im Gegenteil: Von der Belastung her fahre ich jetzt wesentlich gesünder; nämlich nicht mehr so oft und lange in der Spitzenbelastung.

Was Akku-Haltbarkeit bzw. -Kosten betrifft, mache ich mir keine Illusionen. Beim Vergleich der Kosten mit Jahreskarte und Zweitwagen habe ich den Akku mit einer Lebenserwartung von mindestens einem bis maximal zwei Jahren berücksichtigt. Was aber aus meiner Sicht unbezahlbar ist, ist die tägliche körperliche Betätigung ohne zusätzlichen Zeitaufwand. Das ist bei meiner täglichen Fahrstrecke bzw. dem Streckenprofil nicht ohne Motorunterstützung zu realisieren.

Vor dem Kauf habe ich die beiden mir bekannten schnellen Pedelecs bei Radhändlern ausgeliehen und auf der tatsächlich zu fahrenden Strecke getestet. Andernfalls ist eine klare Aussage über Zeitersparnis und Akkuleistung nicht möglich. Ein später ersatzweise eingesetztes 25 km/h Pedelec auf einer kurzen Teilstrecke hat mich schwer frustriert. Nach drei Kurbelumdrehungen ist man am Tempolimit und der Motor schaltet ab. Dann hat man einen viel zu »dicken« Gang für den reinen Muskelantrieb und muss herunterschalten. Dadurch fällt man unter das Tempolimit und der Motor schaltet wieder ein und schiebt brachial an. Das hat mir keinen Spaß gemacht und ich war froh, mich für die 45 km/h-Version entschieden zu haben.

Falls Interesse an einem noch ausführlicheren Erfahrungsbericht besteht, dann bin ich gerne bereit meine Erfahrungen zu teilen.

Kurt Anders, Neu-Anspach

Siehe: Kurts Artikel in dieser Ausgabe.

Zielgruppe?

Zu: Elektrorad – Energiesparwunder oder Klima-Schwein? (Ausgabe 9)

Zu: Erhöhte Reichweite im urbanen Raum dank Elektrorad (Ausgabe 9)

Sehr interessante Beiträge zum Thema Pedelec.

Zum Artikel von Andreas Oehler: (Bild: Ist da wirklich dieser Kraftwerks-Aufkleber auf dem Akku?) Diese Zahlen scheinen mir unplausibel: Mit 3 € auf 100 km fährt man allerdings keinen Kleinwagen und die 100.000 km für ein Tourenrad sind mit dem heutigen Material meines Erachtens nicht realistisch oder es ist eben vielleicht gerade der Rahmen übrig. Die Erfahrungen bestätigen für mich, dass sich Elektromobolität außer auf der Schiene nicht breit durchsetzen wird (Nischen, ja). Es sei denn man löst das 100-jährige Batterieproblem. Die hohen Zulassungszahlen in China interpretiere ich als Übergangsfahrzeuge auf dem Weg zum Auto, ähnlich wie das das Moped NSU Quickly im Deutschland der 50er Jahre. Einen Quantensprung sehe ich im Pedelec nicht: Im Winter, im Regen, im dichten Stadtverkehr auf sein Rad zu steigen bleibt Überwindung und wer die aufbringt, hat auch die Kraft zu treten.

Zum Artikel von Andreas Fuchs: Gelingt es mit dem Pedelec tatsächlich alte Menschen beim Fahrrad zu halten oder sind es nicht eher Manövrierprobleme, die zum Absteigen zwingen? Eingefleischte Autofahrer jenseits der 70 kann ich mir als Zielgruppe für das Elektrorad nicht recht vorstellen.

Reiner Dölger, Mainz

Kein Trainingseffekt?

Zu: Elektroräder sind einfach nur toll – wirklich? (Ausgabe 9)

Zu ihrem Artikel muss ich sagen, er ist doch schon sehr negativ geschrieben! Als Mutter von damals 5 kleinen Kindern war ich um meinen Flyer 95 (erst bei 45 km/h gedrosselt) schon sehr froh. Ohne Auto und mit 3 Kindern, die noch nicht selber fahren können, ist der Wocheneinkauf schon mal ein Kraftakt. Auch die Steigungen sind so nicht ohne und schieben liegt schon gar nicht mehr drin. Denn Einkauf und Kinder macht schon mal gut und gerne so viel aus wie ich wiege.

Und von wegen Verbrennungsmotor … Erstens ist es (mindestens bei uns) verboten Kinderanhänger an Mofas zu hängen und zweitens macht es wegen der Abgase von Verbrennungsmotoren auch Sinn. Zum Schluss finde ich es auch komisch, dass Sie den Trainingseffekt nicht sehen wollen. So bin ich wenigstens Fahrrad gefahren und zwar Sommer und Winter.

Christine Graf, Niederlenz, Schweiz

Nicht nur negativ sehen

Zu: Elektroräder sind einfach nur toll – wirklich? (Ausgabe 9)

Der Autor des Artikels bezweifelt, dass es diese vielbesagten »sinnvollen« Pedelec-Fahrer gibt. Dabei argumentiert er verständlicherweise aus seiner subjektiven Sicht. Eine objektive Sicht gibt es aber fast nie.

Vor einiger Zeit erzählte mir jemand, dass er mit dem Pedelec jetzt endlich zur Arbeit fährt und das Auto stehen lässt.

Einer, der vorher sein Normal-Rad nur wenig gelüftet hat, fährt seit einigen Monaten mit so einem Teil nach einer Herz-OP herum. Mit atemberaubender Geschwindigkeit und das steil bergauf. Offenbar hat er mit dem Pedelec endlich Spaß am Radfahren gewonnen. Vorher fuhr er fast nur mit dem Pkw.

In einem schweizerischen, autofreien Touristenort auf 2.000 Metern Höhe konnte ich kürzlich neben den dort betriebenen vierrädrigen E-Fahrzeugen für den Personen-, Waren- und Gepäcktransport ein Pedelec mit einer jungen Frau darauf mit Kinderanhänger sehen, die ohne E-Hilfe dort womöglich nicht radfahren könnte und würde.

Ich kenne andererseits jemanden, dessen Pedelec seit Jahren verstaubt, falls er es noch überhaupt hat. Er fährt nur Auto.

Den Argumenten des Autors »gegen das Pedelec« kann ich als sportlicher Radler »mittleren« Alters in der Sache grundsätzlich fast immer zustimmen, doch sollten wir vieles nicht immer so negativ und nicht nur durch die eigene Radbrille sehen. Wer mit einem Pedelec fahren möchte, soll es. Unsere Gesellschaft und unser Volks-Fuhrpark sind mittlerweile derart durchdekliniert, dass das Pedelec zumindest für einen bestimmten Personenkreis eine sinnvolle Bereicherung sein kann. Und energetisch zählt der Vergleich mit dem Benzin-Pkw. Dabei wird das Pedelec sicher hervorragend abschneiden. Das Fahrrad ist energetisch gesehen allen anderen Fahrzeugen überlegen, egal ob mit oder ohne Benzin- oder E-Hilfsantrieb.

Wer mit so einer Lösung schlechte Erfahrungen gemacht hat, warum auch immer, wird es lassen. Der eine oder andere wird sich vielleicht anschließend doch noch ein Normalrad kaufen. Die meisten werden aber wieder aufs Auto umschwenken.

Wer mit dem Pedelec fährt, der tritt wenigstens einen Teil tatsächlich selbst. Wer nur das Gaspedal im Auto tritt, hat definitiv weniger körperliche Bewegung.

Nicht ganz erschlossen hat sich mir aufs erste Durchlesen, weshalb ein Pedelec für ca. 2.000 € überteuert sein soll, wenn Leute für dieses Geld doch auch vier hochglanzpolierte Alufelgen fürs Auto oder einen neuen Fernseher kaufen könnten. Und auch Ersatzakkus für diverse Elektro(klein)geräte sind nicht immer billig.

Sachliche Information ist gut, Schlechtmacherei ist aber im Sinne »die Menschen aufs Fahrrad bringen« kontraproduktiv. Wenn auch nur bei wenigen Pedeleceuren der Gedanke aufkeimt, ihre Benzinmaschine fürs Zweirad aufzugeben, ist doch schon viel gewonnen!

Ich selbst hoffe natürlich, dass ich in der zweiten Lebenshälfte so lange wie möglich ohne Hilfsantrieb beim Fahrrad fahren auskommen werde.

Olaf Tobiasch, Veitsbronn

Hosenschutz ist auch wichtig

Zu: Chain??? (Ausgabe 9)

Zum Chainglider (zu dem ich keine eigenen Erfahrungen beisteuern kann): Mir hat ein Fachhändler bei der Zusammenstellung meines künftigen »Stadtkampfrades« mit Speedhub vom Chainglider abgeraten und das ganze mit einem Foto untermalt, das die Kette grausig verschmiert mit feinstem Kunststoffabrieb gezeigt hat. Leider habe ich vergessen nachzuhaken, ob evtl. irgendwas an der Konfiguration »ungewöhnlich« war, welches Kettenfabrikat da eventuell (schlecht entgratet?) so ein »Plastikhobel« werden kann oder was da sonst passiert sein kann (schlecht gespannte Kette, unteres Kettentrum »staut sich« im Führungskanal und »schrappt« am Plastik). Ist da sonst irgendwas bekannt oder sind das nur Einzelfälle?

Bei Nachrüstung von »Ketten«-schutz ist vielleicht ein Motiv gerade für Alltags- und Allwetterfahrräder viel entscheidender als der Schutz der Kette: Der Schutz von Hosen und Röcken und zwar sowohl gegen Öl und Dreck direkt von der Kette als auch gegen Einfangen zwischen Kettenblatt und Kette.

In der Hinsicht ist der Chainrunner vermutlich eher untauglich, wenn ich die Bilder von dem ölverschmierten Gebilde so betrachte. Geschlossene Kästen (Utopia, Nöll, idworx alle im wesentlichen nur für die Räder des jeweiligen Herstellers, Chainglider als einzige mir bekannte offizielle Nachrüstlösung für Räder jeder Art) sind sicher das Optimum. Nach vielen Jahren auf einem »Normalfahrrad« mit den klassichen halboffenen »Kettenschützern« (Kettenblatt oben, vorne und außen komplett abgedeckt, oberes Kettentrum bis etwa Hälfte Hinterbaustrebe, unteres völlig frei) ohne Zwischenfälle am Hosensaum ist vielleicht das Pflichtenheft für einen wirksamen Hosenschutz ein anderes als für den Kettenschutz.

Unter dem Aspekt gibt es natürlich eine viel breitere Auswahl, u. a. auch ausgesprochen »minimalistische« Lösungen, die dem ästhetischen Empfinden eines möglichst aufgeräumten Fahrrades entgegenkommen und dennoch wirkungsvoll Hosen- und Rocksäume von der Kette fernhalten können.

Matthias Mansfeld, Haar

Zu 1:
Es könnte ein scharfkantige Kette gewesen sein. Davor wird in mehreren Berichten gewarnt. Mit der Sachs PC830 und der PC58 gibt es nach bisher 5.000 km Chainglider kein Anzeichen der geschilderten Problem. Ich habe bisher noch nie so ein wartungsarmes Rad gehabt. Auch wenn der Leertrum jetzt wieder gut Durchhang hat, zum Nachspannen reicht es noch nicht …
Als Massenerscheinung habe ich noch nicht derartiges gehört.

Gerade Nabenschaltungsketten, z. B. Connex Intrax 700, sind häufig zu schmal und scharfkantig. Von der Intrax wurde auch schon von anderer Seite berichtet, dass die runden Schläuche/Rohre von Liegeradkettenschutzrohren das nicht lange aushalten sollen. Allerdings habe sich da der Lieferzustand der Intrax von früher rund auf (zwischenzeitlich?) scharfkantig geändert. So hatte ich es mal vom Händler Pedalkraft gehört.

Zu 2:
Ich stecke die Hosenbeine immer in die Socke, damit ist das Problem bei mir nicht relevant :-)
Ich habe keine Erfahrung, ob lange Röcke auf dem Fahrrad auch noch in den Bereich kommen.
Auch ein Chainglider oder Country dürfte mit der Zeit außen so verdrecken, daß eine weiße Hose das sichtbar abputzt. Ich habe den Versuch mangels heller langer Hosen allerdings noch nicht durchgeführt.
Ein effektiver Hosenschutz ist IMHO eine Socke, in die man das Hosenbein stopft: Immer dabei, waschbar, flexibel, kein Mehrgewicht, vernachlässigbarer Bauraum, an jedem Rad einsetzbar.
Ein effektiver Rockschutz: Hhm, mangels Erfahrung keine Antwort
Ein effektiver Kettenschutz: Egal ob eine der vorgestellten Lösungen oder der gute alte Hollandrad-Kettenkasten, alle sind (mit Abzügen) passabel.
Dass der Chainrunner da hinterherhinkt, ist einsichtig. Aber für einige Fälle ist er wohl die einzige Lösung und zudem preiswert. Was den Dreckbefall angeht, so ließe es sich wohl mit (wöchentlichem einmal?) abwischen mit einem Putzlappen abhelfen.

Olaf Schultz, Autor des Artikels, Redaktionsmitglied

Persönliche Rechtfertigung

Zu: Leserbriefe (Ausgabe 9)

Was mir immer mehr auffällt, ist der anscheinend notwendige latente Rechtfertigungsgedanke der Nutzung eines motorisierten Automobils. Die Wandlung von einer Rechtfertigung des HPV’s bzw. Fahrrads als alltägliches Verkehrsmittel, zu einer Rechtfertigung der Nutzung eines Kfz ist meiner Wahrnehmung nach, im diametralen Umkehrschluss, was ich nicht das schlechteste finde. Aus meiner Sicht ist dies aber überflüssig bzw. entspricht es nicht den realen Gegebenheiten. Eine moderne, reformierte und akzeptable Mobilitätsstruktur, benötigt einzelne Differenzierungen innerhalb der Verkehrsmittel, in ihren Anwendungen. Das heißt, das jeweilige Verkehrsmittel für den jeweils spezifischen Einsatz und hierzu gehören neben alternativen Verkehrsmitteln auch ÖPNV und MIV (Motorisierter Individual-Verkehr). Ich denke, die verantwortungsvolle Nutzung der einzelnen Verkehrsmittel macht den entscheidenden Unterschied, jedem Verkehrsmittel sein konzeptionelles und sinnvolles (meint, rationales) Anwendungsgebiet. Die Zukunft sollte für uns eine rechtfertigungslose Zeit parat halten, innerhalb derer die Mobilität (umwelt- und resourcenschonend) abgestimmt ist und somit der Terminus der Rechtfertigung obsolet wird. Als Info: Ich besitze kein Kfz!

Markus Schüttler, Frankfurt

Kindheitserinnerungen

Zu: Kurze Geschichte des Hilfsmotors (Ausgabe 9)

Liebe Freunde,
auf der Jahreshauptversammlung des VCD in Köln fand ich Ihr Informationsheft, ausgelegt von Ihrem Mitstreiter und meinem VCD-Kollegen in Bayern, Bernd Sluka. Mit großem Interesse las ich Ihre Erfahrungen mit Elektrofahrrädern, zu denen sich der VCD übrigens mehrheitlich bekannt hat. Bemerkenswert waren Ihre Ausführungen zu den Fahrrädern mit Hilfsmotoren. Diese haben mich stark an meine Kindheit, ich bin Jahrgang 1945,erinnert. Mein Großvater, er war Lehrer, Kantor und Bürgermeister in einem brandenburgischen Dorf bei Potsdam, fuhr Anfang der 50-er Jahre mit einem »Rex«-Fahrradhilfsmotor durch die Gegend und ich durfte des öfteren bei ihm hinten auf dem Gepäckträger mit radeln – heute undenkbar, aber ich habe es überlebt …! Den Rex hatte sich mein Opa in Einzelteilen in Westberlin besorgt und ließ diesen vom Dorfschmied wieder zusammenbauen. Ich durfte später einige wenige male selbst damit fahren und mich beeindruckten der Vorderradantrieb mittels Riemen und die Klauenkupplung. Der Rex befindet sich heute im Beritz meines Bruders in Radebeul bei Dresden. Seit Jahren versucht ein Hobbybastler den zu reparieren.

Die kurze Abhandlung über die »Geschichte des Hilfsmotors« ist allerdings nur eine halbe, denn es werden nicht die Modelle in der SBZ und späteren DDR genannt. Die war nämlich wesentlich schillernder als im Westen, weil auf Grund der langsameren Motorisierung »Hühnerschrecks« noch bis in die späten 60-er Jahre auf den Straßen zu sehen waren.

Die Typenvielfalt war reichhaltig: Standardmodell war der MAW: im Volksmund » Hackenwärmer« oder »Magdeburger Arsch Wärmer« (aus MAW), dessen Motor, im Gegensatz zum Viktoria, links unten am Hinterrad angebracht war. Weiterhin wurde ein Hilfsmotor mit Reibrollenantrieb unter dem Tretlager gefahren. Eine Bereicherung war ein Hilfsmotor aus sowjetischer Produktion, welcher von russischen Offizieren in der DDR im Tausch gegen Mark der DDR angeboten wurde. Es war ein Motor, der im Rahmen über dem Tretlager angebaut war und mit einer Kette das Hinterrad antrieb. Soweit zu meinen Erinnerungen. Weit mehr zu diesem Thema können Sie beim Zweirad-Museum in den Havelauen, 14542 Werder/Havel, Mielestraße 2 erfahren. Dort sind nämlich die genannten Exemplare ausgestellt. Frau Jordan und Herr Müller würden sich über Ihr Interesse sehr freuen.

In diesem Sinne verbleibt mit freundlichen Grüßen

Gerhard Petzholtz, Stahnsdorf

PS: Ich selbst fahre und pflege seit 25 Jahren meine Simson »Schwalbe« als alltäglichen Gebrauchsgegenstand.

Kein Klima-Schwein

Zu: Elektrorad – Energiesparwunder oder Klima-Schwein? (Ausgabe 9)

Ich wurde auf den Artikel »Elektrorad – Energiesparwunder oder Klima-Schwein?« in Ausgabe 9 aufmerksam gemacht.
Hierzu habe ich folgende Anmerkungen zu machen:

  1. Die Lebensdauer-Angaben sind so nicht korrekt. BionX gibt für die LiMn-Akkus 800–1.000 volle Ladezyklen an (bei Teilzyklen werden es mehr.)
  2. Am Ende dieser »Lebensdauer« hat der Akku ca. 80 % seiner Kapazität und kann aber trotzdem weiter genutzt werden. Der Verlauf des weiteren Kapazitätsverlustes ist danach dann deutlich flacher.
  3. Das Pedelec soll kein Fahrrad ersetzen bei Menschen die sowieso Rad fahren. Das Pedelec soll ein zusätzliches Fortbewegungsmittel sein, um Menschen das Umsteigen vom Auto auf das Fahrrad zu erleichtern. Es ist nunmal so, dass ein extrem großer Anteil des Autoverkehrs auf Kurzstrecken stattfindet. Und diese Leute nehmen für diese Strecken nicht das Auto, weil sie noch keine Fahrräder kennen, sondern weil das Fahrrad zu anstrengend/unbequem ist, zu langsam ist oder nicht genug Ladekapazität hat. Das Pedelec bietet das Potential, das Umsteigen vom Auto zu erleichtern.
    Dass ein 25 kg-Pedelec in der Fertigung und Betrieb weniger Rohstoffe und Energie benötigt als ein 1.500 kg wiegendes Autos, ist glaube ich selbstverständlich. (Es sind bereits die ersten Autos mit LiMn-Starterbatterien ausgerüstet, die selbstverständlich deutlich größer und schwerer sind als Akkus eines Pedelecs (wohlgemerkt dient dieser Akku nicht zum Fahren, sondern zum Starten des Verbrennungsmotors).
  4. Die Änderung des CO2-Ausstoßes eines Radfahrers, der vom Fahrrad aufs Pedelec umsteigt, ist vernachlässigbar zu der Einsparung eines Autofahrers, der auf ein Pedelec umsteigt!!!
  5. (Je nach Ernährungsgewohnheit produziert ein Radfahrer mehr CO2 als ein Pedelecfahrer. Der Mensch hat nur 20–25 % Wirkungsgrad und bei körperlicher Anstrengung steigt der Bedarf an Lebensmitteln. Es gibt Lebensmittel, die in der Herstellung viermal soviel CO2 pro kWh erzeugen als der Strommix in Deutschland.)

Markus Riese, riese und müller GmbH, Darmstadt

Die Gegenrechnung von CO2 aus Nahrung mit CO2 aus der Stromproduktion halten wir für irreführend. Denn zum Einen wird der Herstellungsaufwand für das Elektrofahrrad und den Akku ganz ausgeblendet. Zum Anderen ist die Angabe »viermal soviel« eine Obergrenze. Die Produktion von Lebensmitteln weist sehr unterschiedliche Beiträge zur Klimaerwärmung auf. Wer natürlich seinen Nahrungsbedarf aus kalorienarmem Salat deckt, der in einem beheizten Treibhaus entgegen der Saison herangezogen wurde, der mag auf solche Maximalwerte kommen. Kalorienbomben und fettreiche Nahrungsmittel, wie sie heutzutage an jeder Ecke angeboten werden, oder einfach nur ein klimabewußter Einkauf, bringen es auf weit weniger CO2 je Kilowattsunde.

Letztlich aber ist es in einem Land, in dem fast alle Menschen zuviel essen, zu dick sind und davon krank werden, absolut müßig, gegenzurechnen, wie viel CO2 bei der Herstellung der Nahrung entstanden ist. Lebensmittel werden in der »zivilisierten Welt« im Überfluss produziert, gekauft und weggeworfen. Alleine deutsche Privathaushalte werfen jedes Jahr Lebensmittel im Wert von mehreren Milliarden Euro einfach in den Müll, Supermärkte und Zwischenhändler »entsorgen« massenweise nicht verkaufte Ware im Container und wer einmal ein Frühstücksbuffet in einem Hotel erlebt hat, weiß, wie viel hochwertiges Essen alleine dort verschwendet wird.

Die Kalorien sind bereits vorhanden, im Supermarkt wie im Bauchspeck. Wenn dieser Überfluss für mehr Bewegung beim Radfahren dient, dann werden krankmachende Pfunde abgebaut und weniger Lebensmittel weggeworfen. Strom dagegen wird genau dann produziert, wenn er nachgefragt wird, wenn jemand den Stecker des Ladegeräts in die Steckdose steckt. Dann entsteht wirklich mehr CO2.

Bernd Sluka, Redaktionsmitglied