Ausgabe 27 · Dezember 2018

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Unter’m Dach statt pitschnass!

Sieben Regenponchos im Vergleich

von Stefan Buballa und Andreas Oehler

Einleitung

Regenwetter – das ist eines der zentralen Argumente, warum viele im Alltag und zum Reisen das Fahrrad als Verkehrsmittel ausschließen. Das Gegenargument, man müsse sich nur angemessen ausrüsten, ist schnell zur Hand – aber die perfekte Lösung, um auch bei Regen angenehm radeln zu können und trocken anzukommen gibt es immer noch nicht.

In den späten 80er Jahren kamen die ersten Outdoorjacken mit Gore-Tex-Membran auf den Markt. Anfang der 90er gab es dann eine Vielzahl von Membranjacken und -hosen, auch speziell für Radfahrer. Versprochen wurde die perfekt atmungsaktive Kleidung. Nicht erwähnt wurde, dass die Membran bei feuchter Umgebungsluft überhaupt nicht »atmen« kann. Viele Radler wurden in der Praxis enttäuscht – indem sie bei Regen in den neuartigen Jacken und Hosen durch Schweiß kaum weniger feucht am Ziel ankamen als ganz ohne Jacke. Während es bei einer sportlichen Trainingsrunde bei Regen noch akzeptabel ist, schweißdampfend zu Hause aus den Membran-Klamotten in die Dusche zu steigen, ist es auf dem Weg zur Arbeit, zu Freunden oder bei der Radreise mit Zeltübernachtung unangenehm, nach einer Regenfahrt mit feuchten und übelriechenden Kleidern anzukommen. Darunter getragene Kunstfaser- oder Wolltrikots wärmen zwar auch schweißfeucht noch etwas, wohingegen ein (erzwungener) Stopp im feucht-kalten Baumwoll-T-Shirt umgehend frösteln lässt.

Ponchos oder Regencapes gelten als weniger schweißtreibend – aber als altmodisch und unpraktisch. Dabei ist kaum bekannt, dass es eine große Zahl verschiedener Typen davon gibt. Außerdem haben alle Ponchos gemeinsam, dass An- und Ausziehen viel schneller gehen. Gerade im Alltagsverkehr mit kurzen Fahrzeiten ein unschätzbarer Vorteil!

Von billigen Einweg-Ponchos fürs Festival oder knielangen Wander-Capes soll hier nicht die Rede sein – sondern nur von speziell fürs Radfahren gemachten Modellen. Wir wollen hier einen Überblick geben zu aktuell erhältlichen, höherwertigen und teilweise ungewöhnlichen Fahrrad-Ponchos.

Unterschiede gibt es zunächst im Schnitt: Weit verbreitet sind seitlich geschlossene Modelle. Diese sind oft eher weit geschnitten, um verschiedene Sitzpositionen und Lenkbewegungen ohne Einengung zu ermöglichen. Gerade bei einer aufrechten Sitzposition führt das zu stark im Wind flatternden Seitenteilen. Bei gestreckter, sportlicher Sitzposition und kleiner Ponchogröße sind die Seitenteile während der Fahrt gespannt – was zu einem eingeengten Gefühl führen kann. Bei langsamer Fahrt und geringem Wind halten die Seitenteile die Oberschenkel trocken. In jedem Fall behindert ein geschlossen geschnittener Poncho aber die Luftzufuhr – der Oberkörper sitzt unter einer Glocke und feuchtwarme Luft entweicht nur in geringem Umfang (wenn auch deutlich mehr als bei einer Regenjacke). Seitlich offene Ponchos erlauben viel mehr Luft an der Vorderseite des Oberkörpers und unter den Armen. Nicht vorhandene Seitenteile können auch nicht flattern. Seitenwind sorgt aber für einen nassen Oberschenkel. Unterschiede gibt es auch in der Länge des vorderen Teils des Ponchos: »Lang« schützt besser, provoziert aber auch mehr Konflikte mit Scheinwerfer und Gepäck vorne. Bei Modellen in Einheitsgröße rutscht die Vorderkante mit wachsender Körpergröße schlicht nach oben. Bei Modellen mit verschiedenen Größen ist dies nicht der Fall.

Ein wichtiges Kapitel ist die Gestaltung der Kapuze. Insbesondere für Menschen, die ohne Helm fahren, ist eine gut geschnittene Kopfbedeckung wichtig. Sie soll optimal vor Regen schützen, aber auch die Sicht nicht einengen. Weder soll die Kapuze von oben in den Sichtbereich rutschen können noch beim Schulterblick seitlich im Weg sein. An diesen schlichten Aufgaben scheitern viele Modelle. Helmträger haben es da einfacher. Entweder spannt sich die Kapuze straff über den Helm und hält so den Blick frei. Oder sie verzichten gleich auf die Kapuze zu Gunsten eines Helmcovers.

Schließlich unterscheiden sich die Poncho-Modelle im Material: Es gibt eine breite Vielfalt von gewachster Bauwolle über PU-beschichtetes Nylon bis hin zu atmungsaktiven Kunststoff-Membranen.

Die Autoren habe sich, passend zur kalten Jahreszeit, 7 Modelle kritisch angesehen und berichten von ihren Erfahrungen.

Die Modelle im Detail:

Vaude: Valdipino

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Ausstattung

Der Poncho sieht so aus, wie man sich einen klassischen Fahrradponcho vorstellt. Auf der Innenseite gibt es zwei gut positionierte Armschlaufen. Der Halsausschnitt/die Kapuze wird mit einer elastischen Kordel mit fixiertem Tanka zugezogen. Das funktioniert auch mit einer Hand recht komfortabel. Zusätzlich hat der Poncho auf der Vorderseite zwei mit Druckknöpfen verschlossene Durchgriffe, vermutlich um ihn auch beim Wandern zu verwenden. Vorne hat er eine Tasche mit abgedecktem Reißverschluss. In dieser lässt er sich rasch verstauen. Insgesamt ist die Verarbeitung ordentlich.

Erfahrungen

In der Praxis (im Regen) fiel positiv auf, dass der Poncho in der gewählten Größe vorne weit nach unten reicht, auch für die Beine ist der Regenschutz somit sehr gut. Zudem passiert es nur selten, dass der Wind den Poncho vorne hochweht. Wie bei vielen Radponchos stört im Alltag, dass er bereits auch durch einen kleinen Rucksack darunter hinten hoch rutscht. Ich fahre bei Regen normalerweise mit Helm und Helmcover, brauche also die Kapuze nicht. Getestet habe ich sie trotzdem. Ohne Helm ist sie relativ voluminös und schützt den Kopf gut. Leider ist dann die Sicht zur Seite beim Drehen des Kopfes eingeschränkt. Mit Helm ist die Sicht besser, allerdings bedeckt die Kapuze nur die hinteren zwei Drittel des Helms.

Fazit

Der Valdipino ist funktionell und hat ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Wenn man die Kapuze nicht ohne Helm verwenden muss, eine gute Wahl.

  • Produktseite
  • PU-beschichtetes Nylon
  • 5 Größen. Ausprobiert wurde die Größe XL.
  • Rot, Blau, Gelb.
  • 270g (XL)
  • 33,95 € (Versandpreis)

The Peoples Poncho: Hardy Rain Poncho 1.0

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Ausstattung

Das Material, aus dem der Poncho gefertigt ist, wirkt dicker und robuster als bei anderen Radponchos. Unter anderem am Kapuzenrand und unten am Saum hat er eingearbeitetes Reflexmaterial. Auch finden sich am Saum Druckknöpfe, um den Poncho an den Seiten zu schließen, wenn man ihn ohne Rad nutzt. So kann man eine Art »Ärmel« schaffen. Wie alle Radponchos hat er vorne Griffschlaufen, diese sind breit und flächig vernäht. Auch verfügt er über eine kleine Frontasche. Zur Verpackung gibt es eine separate Tasche. Die neueste Version (»Hardy 2.0«) hat zusätzlich ein Hüftband mit Fastexschnalle, dass das Hochwehen reduzieren soll. Das Volumen der Kapuze wird über einen Kordelzug reguliert, in der neuesten Version soll dieser laut Hersteller elastisch sein.

Die Verarbeitung wirkt insgesamt sorgfältig und robust gemacht. Alle Nähte sind versiegelt.

Erfahrungen

In der Praxis merkt man bei der Nutzung im Regen, dass der Poncho vorne bei 185 cm Körpergröße nicht so weit herunter reicht. Ob das ein Problem ist hängt natürlich auch von der Sitzhaltung ab. Auch bei diesem Poncho führt die Nutzung eines Rucksacks zum Hochrutschen des hinteren Teils. Die angebliche »Atmungsaktivität« des Grundmaterials machte bei mir keinen Unterschied im Vergleich zu PU-beschichtetem Nylon. Die Kapuze sitzt ohne Helm sehr gut, wenn man den Kordelzug eng zieht. Dann ist auch die Sicht beim Drehen des Kopfes gut. Allerdings rutschte mir der Schirm der Kapuze oft von oben ins Blickfeld. Locker geschnürt ist dies nicht der Fall, leider ist dann die Sicht bei der Kopfdrehung, wie bei den meisten Ponchos, eingeschränkt. Mit Helm und Fixierung des Kordelzugs ist die Sicht super, die Kapuze bedeckt aber nur die hintere Hälfte des Helms.

Fazit

Der Peoples Poncho scheint mir vor allem für Menschen die ohne Helm fahren eine interessante Alternative. Auch bei sehr häufiger Nutzung kann die robuste Konstruktion ein Vorteil sein. Andererseits ist er relativ teuer und sehr große Menschen sollten vorher testen, ob die Länge reicht.

  • Produktseite
  • Dreilagige Membran aus Polyester mit TPU-Beschichtung, laut Hersteller atmungsaktiv
  • Einheitsgröße
  • Rot, Dunkelblau, Gelb, Schwarz
  • 390 g
  • 73,90 € (bei direkter Bestellung in England – kostenloser Versand)

Carradice: Duxback Rain Poncho

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Ausstattung

Der englische Traditionshersteller Carradice fertigt diesen Poncho komplett aus Baumwolle statt den üblichen Kunstfaserstoffen. Wasser- und schmutzabweisend sowie besonders strapazierfähig wird das Material durch die Wachsimprägnierung. Bei Nässe quellen zudem die Fasern von Stoff und Nähten auf, was das Material endgültig wasserdicht machen soll. Der Bauwollstoff ist angenehm im Griff und sehr leise, d.h. er raschelt und knistert viel weniger als die üblichen beschichteten Nylongewebe. Der Poncho bietet wenig Einstellmöglichkeiten. Es gibt die üblichen Handschlaufen, einen Bauchgurt um das Rückenteil am Flattern zu hindern und einen Kordelzug um die Kapuze. Das hier vorgestellte Exemplar ist seit 25 Jahren in Gebrauch – davon 15 Jahre intensiv im Alltag und auf Reisen. Das aktuelle Modell wurde von Carradice in den Maßen vergrößert: Vorn und hinten wurde es mehr als 5 cm länger, noch mehr in der XL-Version. Gerade das längere Rückenteil ist für Menschen größer als 180 cm sehr sinnvoll, um bei Regen ohne nassen Po fahren zu können. Die Kapuze des alten Modells war angenehm knapp geschnitten und bewegte sich bei Kopfdrehung mit. Das aktuelle Modell hat nun eine größere Kapuze, was ohne Helm oder unter der Kapuze getragener Kappe unpraktisch sichtbehindernd sein dürfte. Im Unterschied zu gängigen Ponchos und Regenjacken ist die Kapuze mit einem weichen Innenfutter ausgestattet, was den Kopf bei Kälte warm hält.

Erfahrungen

Das Carradice Poncho ist faszinierend anders als übliche Regenkleidung – in jeglicher Hinsicht. Der dicht gewebte Baumwollstoff ist sehr reißfest und sieht auch nach Jahren der täglichen Nutzung nicht schäbig, sondern nur etwas verblichen aus. Sollte man doch mal mit Gewalt einen Riss ins Gewebe schaffen, lässt sich dieser problemlos flicken. Sollte das aktuelle Modell zu weit ausfallen, ist es schnell mit ein paar Abnähern kleiner gemacht. Während der dichte Bauwollstoff durchaus kein Wasser hindurchsickern lässt, saugt von innen dagegen gedrückte Baumwollkleidung merklich Wasser auf. Es empfiehlt sich deshalb, eine Lage Kunstfaserkleidung wie z.B. einen Fleecepullover darunter zu tragen. Ein bis zweimal jährlich sollte ein viel benutztes Duxback Cape mit »reproofing wax« behandelt werden – eine längere Prozedur mit Wachs auf einem Lappen und einem Fön. Gefallen gefunden habe ich besonders am knappen Schnitt vorne und an den Seiten, die gerade beim Einhängen an Rennlenker-Bremsgriffen und gemäßigt sportlicher Sitzposition nicht flattern. Die langlebige, elegant zurückhaltende Gestaltung kommt mir entgegen. Nachteile sind das für mich zu kurze Rückenteil des alten Modell und das sehr langsame Trocknen – wenn man den Poncho auf Radtour eigentlich gerne wieder klein zusammengeknüllt wegpacken würde.

Fazit

Das Carradice Duxback Poncho ist eine tolle Lösung für Menschen, die nach einer radikalen Alternative zu kurzlebigen bunten Kunstfaser-Regenklamotten suchen. Herstellung in England, einfache Reparierbarkeit, zeitlose Eleganz – das hat etwas. Die Naturfasern fordern mit Pflegeaufwand, Saugfähigkeit und langsamer Trocknung aber auch ihren Preis.

  • Produktseite
  • Mit Paraffin gewachster, »atmender« Baumwollstoff, in England gewebt und genäht.
  • L (97 cm/85 cm) und XL (110 cm/98 cm). Maße: vorne/hinten. Altes Modell 92 cm/80 cm
  • 580 g
  • 75–100 €

Hock: Rain Care

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Ausstattung

Die Süddeutsche Firma Hock ist spezialisiert auf preisgünstige, funktionelle Regenbekleidung fürs Wandern und Radfahren. Das Modell Rain Care ist ein seitlich offenes Regencape. Statt dem üblichen glockenförmigen Schnitt handelt es sich hier um ein schlichtes rechteckiges Stück PU-beschichtetes Nylon mit einer Kapuze in der Mitte. Der Hüftgurt hindert das Rückteil am Flattern. Die komplett offenen Seiten sorgen für einen optimal belüfteten Brustkorb und Achseln. Während bei mittellangen, seitlich geschlossenen Ponchos die Oberschenkel bei jedem Tritt die Unterkante der Seitenteile berühren, ist hier keine Berührung möglich. Dafür gibt es aber auch keinen Schutz der Oberschenkel vor Regen bei starkem Seitenwind. Die Kapuze des Rain Care ist in der Größe mit einem außen liegenden Klettband verstellbar – bleibt aber vergleichsweise weit. Das Problem des »In-die-Kapuze-Schauens« beim Schulterblick hat Hock versucht durch in die Kapuzenseiten eingenähte Weich-PVC-Fenster zu lösen. Das Cape kann in einer integrierten Tasche verstaut werden, die ansonsten als Brusttasche dient.

Erfahrungen

Das Rain Care besticht durch gute Belüftung, uneingeschränkte Bewegungsfreiheit, geringes Gewicht und günstigen Preis. Der einfache Schnitt hat zudem den Vorteil, dass man problemlos Rucksack oder Messenger-Tasche darunter tragen kann. Da nichts seitlich flattern kann, ist der Luftwiderstand akzeptabel. Die Kunststoff-Fenster in der Kapuze haben peinlichen Grundschüler-Chic, taugen dabei aber nicht im geringsten, um bei Nässe deutlich den Verkehr zu beobachten und reißen nach ein paar Jahren regelmäßiger Nutzung irreparabel ein. Nach einiger Jahren beginnt sich die PU-Beschichtung zu lösen und das Cape wird zunehmend undicht.

Fazit

Als schnell übergeworfenes, rau behandeltes »Immer-dabei«-Cape ist das Rain Care bezüglich Preis-Leistung kaum zu toppen. Auch auf Radtouren bei erwartbar milden Temperaturen in weniger windigen Regionen hat es sich bewährt. Wer keine Probleme damit hat, das Cape nach drei bis fünf Jahren wegen beginnender Alterungserscheinungen wegzuwerfen, hat damit eine brauchbare Lösung gerade bei starker Schwitzneigung.

  • Produktseite
  • PU-beschichtetes Nylon
  • 3 Größen
  • Gelb, Marine
  • 380 g
  • 33–40 €

Oppenhejm & Jansson: NoRain

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Ausstattung

In Dänemark wird im Alltag viel Fahrrad gefahren, trotz häufigem Regen und Wind. Von daher wundert es nicht, dass dort ein Designbüro einen Fahrrad-Poncho in allen Aspekten neu durchdacht hat. Prinzipiell ist es eine offene Konstruktion wie der Hock Rain Care – seitlich aber etwas weiter herunter gezogen. Der Bereich, der vorne vor dem Lenker herunterhängt, lässt sich um ca. 15 cm hochraffen, damit bei sportlich tiefem Lenker der Scheinwerfer nicht verdeckt wird. Die Schlaufen für Hände bzw. Bremsgriffe sind mit robustem Klettband im Poncho befestigt und ebenfalls 15 cm in ihrer Höhe verstellbar. Die Frontpartie ist erheblich breiter geschnitten als der Rücken. Alles ist elegant gerundet. Die großzügige Kapuze ist in ihrer Weite mit einem Kordelzug verstellbar, was kräftig zusammengezogen auch einen guten Schulterblick ermöglicht. Die Kapuze ist innen angenehm mit Futterstoff ausgekleidet und kann im Kragen verstaut werden. Außergewöhnlich ist das Material: Es handelt sich zwar auch um PU-beschichtes Nylon, aber Stoff und Beschichtung sind deutlich schwerer ausgeführt als üblich. Zusätzlich sind großzügig reflektierende Elemente angebracht.

Erfahrungen

Der NoRain hat sich bei langen Regenetappen hervorragend bewährt. Durch die vielen Anpassungsmöglichkeiten sitzt es wie angegossen, ohne dass man sich eingeengt fühlt. Das schwere Material flattert nicht im Wind, auch die Nahtdichtbänder lösen sich nicht und die Beschichtung hält auch noch nach Jahren. Selbst heftige Böen entblößen die Arme nicht – was beim Hock Rain Care manchmal vorkommt. Der Schnitt erlaubt es, kleinere Rucksäcke und Messenger-Taschen unter dem Poncho zu tragen. Die Kapuze ist angenehm und ermöglicht guten Rundumblick. Leider ist sie etwas zu lang, sodass man die Vorderseite fummelig einfalten muss, damit sie bei sportlicher Sitzposition nicht die Sicht nach vorn einschränkt. Das dicke Material sorgt für ein recht voluminöses Packmaß.

Fazit

Der NoRain ist ein überzeugend gestalteter Poncho, der sich auch bei unangenehmstem windigen Regenwetter bewährt. Wegen seinem hohen Gewicht und Packvolumen nimmt man ihn aber nur mit, wenn sicher mit längeren Regenfahrten zu rechnen ist.

  • Produktseite
  • PU-beschichtetes Nylon, verklebte Nähte.
  • 2 Größen
  • Dunkelblau
  • 900 g
  • 70–100 €

Tucano Urbano: Garibaldina Plus

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Ausstattung

Tucano begann als Hersteller von Regenschutzlösungen für Motorrollerfahrer. Für Alltagsradler bieten die Firma eine Reihe ungewöhnlicher Regenponchos an – unter anderem einen Poncho der zugleich Fahrer*in und Kind im Kindersitz umhüllt. Der hier vorgestellte Tucano Urbano Garibaldina Plus ist ein rundum geschlossener Poncho der bis über die Oberschenkel herunterreicht. Um den Oberkörper trotzdem gut zu belüften gibt es zwei abgedeckte Öffnungen vor der Brust. Diese sind – wenn es doch zu kalt sein sollte – mit Klettband verschließbar. Das besondere an der »Plus«-Version ist die Stofffalte am Rücken, die es ermöglicht auch einen großen Rucksack unter dem Poncho zu tragen. Um den Poncho stramm um den Rucksack zu halten, gibt es ein Stoffdreieck, das man an der Ponchorückseite ankletten kann und zwischen den Beinen durchziehen soll, um es dann vorn am Hosenbund einzuhaken. Ohne Rucksack kann die Stofffalte mit Klettverschlüssen geschlossen werden. Die Handschlaufen sind als elastische Bänder ausgeführt, die auf verschiedenen Höhen eingehängt werden können. Die Kapuze ist mittels Klettband in der Weite einstellbar, wodurch sie eng am Kopf anliegen kann und einen guten Schulterblick ermöglicht. Der Kragenbereich ist weit hoch gezogen. Am unteren Rand gibt es Druckknöpfe, mit denen man beim Wandern den Umfang des Ponchos reduzieren kann.

Erfahrungen

Der Garibaldina Plus umhüllt den Nutzer sehr großflächig, womit bei langsamer Fahrt auch die Oberschenkel vor Regen gut geschützt sind. Auch hinten ist der Poncho sehr lang. Das sorgt für eine trockene Hose dort, der Poncho kann aber manchmal am Sattel hängenbleiben. Die Seiten sind bei sportlicher Sitzposition knapp im Maß, was bisweilen zu einem eingeengtem Fahrgefühl führt. Die Möglichkeit, einen großen Rucksack oder ein Messengerbag trocken unter dem Poncho unterzubringen funktioniert. Die Belüftung ist erwartungsgemäß deutlich schlechter als bei den seitlich offenen Modellen, die Lüftungsöffnungen vorne können das nicht ausgleichen. Die Kapuze ist sinnvoll geschnitten und beeinträchtig die Sicht nicht. Das Material ist vergleichsweise dünn und neigt zum Rascheln und Flattern.

Fazit

Das geringe Gewicht, das kleine Verpackungsmaß und die großzügigen Abmessungen mit Platz für einen Rucksack machen den Garibaldina Plus ideal als »Immer-dabei-Poncho« auf kürzeren Alltagsfahrten. Das flatternden Material, die Enge und die eingeschränkte Belüftung sind für lange Regenfahrten hingegen weniger ideal.

  • Produktseite
  • PU-beschichtetes Nylon
  • 2 Größen
  • Grau, Ocker, Dunkelblau
  • 300 g
  • 70 €

VANMOOF: Boncho

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Ausstattung

Das niederländische Unternehmen Van Moof vermarktete 2016 über eine crowdfunding Aktion einen ungewöhnlichen Poncho, später war er auch regulär erwerbbar. In der Front ist ein federnder querovaler Ring eingearbeitet, wie man ihn von Wurfzelten kennt. Dies soll das Flattern des rundum geschlossenen Ponchos verhindern und durch die weiter nach vorne reichende Front die Beine noch trockener halten. Die Beschichtung wurde als atmungsaktiv beworben. Am Rücken im Bereich der Schultern gibt es eine abgedeckte Lüftungsöffnung. Statt der üblichen einfachen Handschlaufen sind zwei kreuzförmig verlaufende gepolsterte Gurte angebracht, verankert an dem federnden Ring. Den Poncho gab es in drei Größen. Verstellmöglichkeiten waren nicht vorgesehen.

Erfahrungen

Nach Entnahme des Ponchos aus seiner Tasche entfaltet sich der Federring von selbst. Vor dem Lenker schwankt der auskragende Bereich etwas. Die Handgurte lassen sich nicht an Lenker oder Bremsgriffen einhängen, sondern müssen mit den Händen gegriffen werden. Um eine Lenkertasche herumgezogen ist der Federring besser stabilisiert, die deutliche Spannung ist aber störend. Die Seitenteile flattern trotz Federring bei schneller Fahrt merklich im Fahrtwind. Die Kapuze ist recht groß. Sie liegt nicht eng am Kopf an, sodass man beim Schulterblick ins Innere der Kapuze schaut. Unter den Poncho kann man maximal einen sehr kleinen Rucksack ziehen. Die Entlüftung am Rücken funktioniert, wenn man einen für sich eher großen Poncho wählt, der nicht dicht am Rücken anliegt – dafür dann aber mehr flattert. Das Zusammenfalten des Federring braucht etwas Übung; er bleibt nur gefaltet, wenn der Poncho in seine Tasche gesteckt wird.

Fazit

Der Federring des »Boncho« bietet nur bei recht aufrechter Sitzposition bessere Beschirmung der Beine als gängige Modelle. Ein normaler Poncho über Lenkertasche und Rennlenker gezogen sorgt für vergleichbar guten Regenschutz der Beine. Handgurte und Kapuze sind für meine Art der Nutzung unkomfortabel. Wer aufrecht auf einem Hollandrad ohne Lenkertasche langsam durch den Regen fährt und die Kapuze mit einem Helm fixiert, mag gut mit diesem Poncho zurecht kommen.

  • Produktseite
  • PU-beschichtetes Nylon
  • 2 Größen
  • Dunkelblau
  • 450 g
  • 50–80 €

Zu den Autoren

Andreas Oehler (Jg. 1966) arbeitet als Maschinenbauingenieur beim Fahrradbeleuchtungshersteller Schmidt Maschinenbau.

Stefan Buballa, Arzt, Alltags- und Reiseradler, Selbstbau eines Reiserades und eines Alltags-Kurzliegers. Er ist fasziniert von der Schlichtheit und ökologischen Effizienz muskelkraftbetriebener Fahrzeuge. Besondere Interessen: Ergonomische und leistungsphysiologische Aspekte. Besondere Schwächen: Radreisen in Afrika und Nahost …