Ausgabe 33 · Dezember 2021

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Ein Rad, das reisen kann: Ritchey Breakaway Outback

von Samuel Littig

Breakaway-Idee

Es gibt zahlreiche Konzepte, Fahrräder für die einfache Mitnahme in Verkehrsmitteln tauglich zu machen. Klassische Falträder sind wie gemacht fürs Pendeln, veraufschlagen aber ein deutliches Mehrgewicht an den Rahmen und bringen meist starke Geometrierestriktionen mit sich (kleine Laufräder, Radstand). Relativ bekannt sind auch die S&S-Kupplungen, die Rahmenrohre zerlegbar machen und teilweise auch für eine Nachrüstung verwendet werden können.

Der amerikanische Hersteller Ritchey ist seit 2002 mit einer Idee am Markt, die ebenfalls Rahmen teilbar werden lässt. Das Breakaway-Rahmenkonzept muss bereits beim Rahmenbau berücksichtigt werden, hat dafür aber nur ein sehr geringes Mehrgewicht (ca. 150 g). Der eigene Anspruch ist, dass die Teilbarkeit keinen negativen Einfluss auf das Fahrverhalten und die Rahmensteifigkeit hat.

Anlass für den Firmengründer zur Entwicklung des Konzepts waren seine zahlreichen beruflichen Flüge. Hier nahm er gern sein Rad mit, musste aber regelmäßig Sperrgepäckaufschläge zahlen. Die Idee war also, den Rahmen so teilbar zu gestalten, dass das komplette Rad nach überschaubarem Zerlegeaufwand in einen Koffer passt, der den Richtlinien der meisten Fluggesellschaften für Gepäckstücke gerecht wird. Der Koffer sollte in Standardgepäckfächer passen und auch in das Privatflugzeug, was Tom Ritchey für sich gebaut hatte.

Als initialen Wurf spannte er ein Unterrohr in eine Drehbank ein, erhitzte und weitete das Rohrende und fügte zwei derartige Rohre mithilfe einer Schelle zusammen. Im oberen Bereich halten zwei Sattelstützklemmschellen, eine am Oberrohr und eine am Sitzrohr, die beiden Rahmenteile zusammen. Diese konzeptionelle Grundidee ist bis heute geblieben. Die Trennschelle wird von einer Inbusschraube zusammengehalten, es ist also anders als bei S&S kein Spezialwerkzeug zur Rahmentrennung nötig. Der Trennvorgang selbst dauert also nur so lange wie das Lockern von zwei Sattelklemmschellen und das Losschrauben einer M5-Inbusschraube.

Bild 1: Eine dezente schwarze Schelle hält die beiden Unterrohrteile oberhalb des Tretlagers zusammen.
Bild 2: Zwei Sattelstützklemmschellen verbinden die beiden Rahmenteile an der Sattelstütze.
Bild 3: Blick von oben auf die untere der beiden Sattelstützklemmschellen. Rechts unten erkennbar eine Nut, in der eine Nase des Gegenstücks vom Oberrohr zum Liegen kommt.

In den letzten zwanzig Jahren hat Ritchey das Konzept immer weiter entwickelt und verfeinert. Nach den initialen Stahlrahmen mit Rennfelgenbremsen folgten Varianten in Karbon und mit Scheibenbremsaufnahme. Selbst eine Tandemvariante ist im Programm. Nach eigenen Angaben legen Tom Ritchey und seine Frau Martha über 10.000 Meilen jährlich mit ihrem Breakaway-Tandem zurück, was übrigens in zwei Transportkoffern verstaut wird.

Breakaway Outback

Der Autor dieses Artikels hat sich im Frühjahr dieses Jahres das Ritchey Breakaway Outback in Größe L zugelegt und aufgebaut. Das Stahlrahmenset verfügt über Flatmount-Scheibenbremsaufnahmen, 12-mm-Steckachsen und ist mit einer graveltauglichen Karbongabel ausgestattet. Die Reifenfreiheit beträgt üppige 60 mm und es können maximal 160-mm-Scheiben verbaut werden.

Die Züge sind alle extern verlegt, ein Tribut an die damit verbundene leichtere Demontage und Montage.

Das Rad hat identische Geometriedaten wie der nicht teilbare Outback-Rahmen und verfügt genauso über Ösen für Gepäckträger und Schutzbleche und es sind drei Flaschenhalter anschraubbar. Damit bietet der Rahmen volles Potenzial, um als Gravel- oder leichtes Reiserad aufgebaut werden zu können.

Bild 4: Das Ritchey Breakaway Outback tourenfertig aufgebaut

Zum Lieferumfang des Rahmensets gehören die beiden Rahmenteile, die Karbongabel und der integrierte Steuersatz. Außerdem werden die Steckachsen und diverse Kleinteile wie Rahmenschutzfolienaufkleber, eine Ersatzklemmschelle, die Zugteiler und die C-Clips zur Fixierung der Züge mitgeliefert. Ebenfalls zum Paket gehört der Transportkoffer inklusive diverser Stoff- und Klettteile zur Transportsicherung. Der Koffer ist 69 cm hoch, 77 cm lang und 20 cm dick und übersteigt damit ganz leicht das offiziell zulässige Gepäckumfangsmaß von 158 cm vieler Fluggesellschaften.

Bild 5: Der schwarze Transportkoffer des Breakaways im Vergleich zu einem gängigen Rollkoffer

Soweit dem Autor bekannt und bei zwei Flügen verifiziert, geht der Koffer aber in der Praxis eigentlich immer anstandslos als regulär aufgegebenes Gepäckstück durch. Der Listenpreis für Rahmenset und Koffer liegt bei 2.000 Euro.

Bild 6: Laufräder und Rahmenteile im Transportkoffer verstaut, geschützt von den Kunststoffmanschetten und über Gurte verspannt

Völlig makellos war das Rad des Autors nicht. So gab es einen unschönen Grat an den Klemmschellen (der die verwendete Karbonsattelstütze arg zerkratzt hat) und es musste etwas Lack um die Scheibenbremsaufnahmen entfernt werden, damit die Bremskörper bzw. der eingesetzte 160-mm-Adapter wie vorgesehen saßen und nicht schief auf dem Lack auflagen. An der Karbongabel werden andere Formteile für die Kabelfixierung verwendet als die Anlötteile an der hinteren Kettenstrebe. Während die mitgelieferten C-Clips an der Gabel optimal halten, sind die Anlötteile hinten eher für Kabelbinder geeignet – C-Clips gehen hier leichter verloren.

Bild 7: Der C-Clip auf der Kettenstrebe befreit sich gern mal von dem ihn haltenden Anlötteil.

Der Schaltzug für das Schaltwerk wird oben auf dem Oberrohr geführt. So sind die meisten beim Bikepacking verwendeten Taschen nicht wirklich gut zu befestigen.

Aufpassen sollte man auch bei der Verwendung von Centerlock-Adaptern für 6-Loch-Scheiben am Vorderrad. Es ist wirklich wenig Platz zwischen der Scheibenaußenseite und dem Gabelholm. Abschlussringe mit Außenverzahnung können hier an der Gabel schleifen.

Der Transportkoffer ist in der Höhe arg begrenzt. Das Ablassen der Luft aus den Reifen ist bei 622er-Rädern faktisch unumgänglich.

Die Rahmenteilmechanik macht einen sehr soliden Eindruck und hat bisher keinerlei Schwächen gezeigt. Die Verbindungsschelle ist wohl ein Verschleißteil, kann aber nachgekauft werden. Etwas auffällig ist, dass bei der Klemmschelle eine niedrig legierte Schraube verwendet wird, die sehr schnell Flugrost ansetzt (siehe Bild 1). Vermutlich handelt es sich dabei aber nur um ein optisches Manko.

Packvorgang

Die »Butter-bei-die Fische-Frage«, wie lange das Ein- und Auspacken dauert, kann nicht ganz so einfach beantwortet werden. Auf jeden Fall sollte man anfangs dafür ausreichend Zeit einplanen. Und da jeder Aufbau individuell ist, gilt es, selbst herauszufinden, was bei der eigenen Konfiguration wie (de)montiert werden muss und was als Einheit zusammenbleiben kann. Auf YouTube findet man einige englischsprachige Videos, die den Vorgang grundsätzlich ganz gut beschreiben, z. B.:

Hervorgehoben sei, dass sich insbesondere wegen der Scheibenbremsen einige Abweichungen zu diesen Videos ergeben, auf die weiter unten eingegangen wird.

Der Autor gestaltet die Demontage in folgenden Schritten:

  • Schutzbleche, Gepäckträger, Getränkehalter ab
  • Kette demontieren, Pedale ab, Schaltwerk losschrauben und am Rahmen sichern
  • Laufräder raus, Luft aus Reifen ablassen, Bremsscheiben demontieren, ggf. Freilaufkörper abnehmen
  • Scheibenbremssicherungen einsetzen
  • Zugteiler öffnen, Lichtverkabelung lösen, Rücklicht demontieren
  • Lenkerabdeckplatte des Vorbaus lösen, Lenker abnehmen
  • Sattelklemmschellen lockern, Unterrohrklemmschelle demontieren, Sattelstütze mit Sattel rausziehen. Damit ist der Rahmen geteilt. Die Gabel kann im vorderen Rahmenteil verbleiben oder auch ausgebaut werden.

Die Teile passen dann alle in den Koffer, um die Rahmenrohre werden Stoffmanschetten geklettet und Gurte und Kabelbinder helfen bei der Fixierung im Koffer (siehe Bild 6, man beachte auch die demontierte Scheibenbremse vom Centerlock-Adapter).

Bild 8: Bei der Demontage verbliebene Kleinteile, die mühelos noch im Koffer verstaut werden können: Rücklicht und -verkabelung, Vorbauabdeckplatte, Unterrohrverbindungsklemmschelle, Vorbau- und Gepäckträgerschrauben sowie Leitungs-Clips in der kleinen Ziplock-Tüte, die Achse der Novatec-Nabe, Kette, Kettenschlosszange und Pedale in der weißen Ziplock-Tüte und in der Luftpolsterfolie die Kassetten-Freilaufkörper-Einheit.

Der Wiederaufbau erfolgt in umgekehrter Reihenfolge. Zur Illustration des Zeitaufwandes beim Autor ist die in etwa benötigte Zeit genannt:

  • [08:30 min] Reifen aufpumpen, Vorderradbremsscheibe montieren, Freilaufkörper mit Kassette wieder an Hinterradnabe anschrauben
  • [12:00 min] Rahmenschutzmanschetten lösen, Sattelstütze in die beiden Rahmenteile einstecken, Unterrohrschelle montieren, Lenker im Vorbau reinstallieren
  • [03:00 min] Scheibenbremssicherungen entfernen, Laufräder einsetzen
  • [04:30 min] Schaltwerk anschrauben, Schaltzüge in Rahmenanschläge setzen und Kupplungen einschrauben, Hydraulikleitungen ein- und festklipsen, Bremshebeltransportsicherungen entfernen
  • [05:00 min] Pedale einschrauben, Kette reinstallieren
  • [02:30 min] Gepäckträger anschrauben
  • [04:30 min] Rücklicht am Sattel einklipsen, Lichtverkabelung sauber verlegen
  • [04:00 min] zwei Getränkehalter anschrauben

Gesamtaufbauzeit (ohne Schutzbleche) inklusive Werkzeug- und Transportmaterialorganisation damit knapp 50 min.

Bild 9: Kleinteile zurechtgelegt, der Aufbau kann losgehen.

Grundsätzlich lässt sich sagen, dass man natürlich erheblich Zeit spart, wenn man auf Anbauteile wie Gepäckträger und Schutzbleche (die beide übrigens gut noch in den Koffer mit hineinpassen), Getränkehalter und Beleuchtungsanlage verzichtet (ca. 15 min). Das Handling ist merklich flexibler, wenn man die hintere Bremsleitung trennen kann (also eine mechanische oder zumindest semimechanische Scheibenbremse einsetzt). Generell sind Scheibenbremsen und Steckachsen für den Einpackvorgang nach den Erfahrungen des Autors gegenüber den in den YouTube-Videos gezeigten Felgenbremsen eher nachteilig.

Die Bremsscheiben sind im montierten Zustand im Koffer in Anbetracht des oft rüden Umgangs mit Fluggepäck starker Verbiegegefahr ausgesetzt, sofern man sie an den Laufrädern belässt. Die aktuelle Kompromisslösung sieht die Demontage der Vorderradscheibe vor (Centerlock ist hier schneller als eine Sechsschraubbefestigung); beim Hinterrad die Abnahme des Freilaufkörpers, womit das Hinterrad deutlich schmaler und damit transportsicherer wird. Die Steckachsen machen den Laufradein- und -ausbau langwieriger und vor allem durch den fehlenden Anschlag ist das Positionieren der Räder deutlich frickeliger, als man es von klassischen Schnellspannachsen gewohnt sein mag.

Aufbaubeispiel

Der Autor hat sein Rad mit vollhydraulischen Scheibenbremsen (Shimano ST-RS505 und BR-RS505) aufgebaut. Dadurch muss man kleine Adapter nutzen, um die Hydraulikleitung an den Zuganschlägen am Unterrohr fixieren zu können. Gleichzeitig haben diese aber auch den Vorteil, dass man die Leitung einfach ein- und ausklipsen kann. Die beiden Rahmenteile sind durch die Hydraulikleitung nicht vollständig trennbar. Wenn man alle Leitungsfixierungspunkte löst, gewinnt man jedoch ausreichend Spielraum zum Verpacken.

Bild 10: Leitungsbefestigung für Zuganschläge

Alternativ könnte man auch den hinteren Bremssattel demontieren, muss dann beim Wiederaufbau halt nur neu ausrichten.

Der Autor hat eine komplette Lichtanlage mit Nabendynamo, Front- und Rücklicht verbaut. Bei der Frontleuchte stößt man auf die Herausforderung, dass die Bohrung an der Gabelkrone für das Schutzblech nur von hinten her vorhanden und nicht durchgängig ist, sodass der Scheinwerfer damit nicht auf üblichem Wege im Bereich der Gabelbrücke angebracht werden kann. Eine Option ist hier die Befestigung am Lenker. Der Autor nutzte dazu eine spezielle Halterung von Ritchey (eigentlich für Supernova-Leuchten gedacht), die direkt am C270-Vorbau verschraubt wird.

Bild 11: Scheinwerferhalterung, befestigt an der Vorbauabdeckplatte

Von anderen Herstellern gibt es aber auch ähnliche Halterungen, die am Lenker verschraubt werden. Wahrscheinlich wären diese hinsichtlich Zeitaufwand bei der Montage/Demontage etwas schneller.

Der verwendete Airy-Gepäckträger von Tubus hat eine recht geringe Bauhöhe. Hier musste der Autor etwas improvisieren, um die nötige Freiheit für das Schutzblech zu bekommen.

Bild 12: Die Fixierung der oberen Strebe des Airy musste nach oben gedreht werden, um unter dem Träger genug Raum für Reifen und Schutzblech zu haben.

Weil im Corona-Frühjahr kein 11-fach-Rennrad-Schaltwerk zu bekommen war, fand ein Deore-RD-M5120-Schaltwerk Verwendung, das über eine Jtek-Umlenkrolle (Version 8A) angesteuert wird.

Bild 13: Die Jtek-Umlenkrolle macht das MTB-Schaltwerk mit den 11-fach-STI kompatibel.

Als Schutzbleche wurden Roadracer mk3 und Curana CLites schon probiert, beide funktionieren. Der Gabelschaft wurde vom Autor leicht gekürzt. So passt die Einheit aus Gabel und vorderem Rahmenteil gerade so in den Koffer. In Größe XL oder mit längerem Gabelschaft könnte es fürs Verpacken nötig sein, die Gabel zu demontieren, womit natürlich jedes Mal auch eine Neueinstellung des Gabelspiels verbunden wäre. Abfahrbereit wie auf Bild 4 wiegt das Rad 11,0 kg.

Erfahrungstipps

An dieser Stelle sollen einige Tipps genannt werden, die sich insbesondere aus dem konkreten Anwendungsprofil des Rades ergeben. Bei der Montage gibt es einige Stellen (Vorbau, Bremssattel, Lenker, Sattelstütze), die präzise ausgerichtet/justiert sein wollen. Um hier Zeit zu sparen, ist es ratsam, diese Stellen bei der Demontage möglichst montiert zu lassen, oder sich die Neuausrichtung zumindest leicht zu machen. Zur Lenkerausrichtung ist der Einsatz eines Markierungsstiftes sinnvoll. Den perfekten Auszug der Sattelstütze kann man ebenfalls markieren oder über eine Kunststoffschelle (z. B. für einen Rückstrahler) mechanisch sicherstellen (vgl. Bild 2).

Bei hydraulischen Bremsen darf bei ausgebauten Laufrädern die Bremse nicht betätigt werden, sonst passt die Bremsscheibe nicht mehr zwischen die Beläge. Hier ist dringend der Einsatz einer Transportsicherung anzuraten! Diese Teile gibt es für wenig Geld im Fachhandel. Zusätzlich verwendet der Autor noch die Kunststoffsicherungen, die mit den STI mitgeliefert werden und auch da ein Ziehen des Bremshebels mechanisch verhindern.

Bild 14: Transportsicherungen für die hydraulische Bremse: gelb am Bremshebel, rot zwischen den Bremsbelägen

Die Kette schließt man vorzugsweise mit einem wiederverschließbaren Kettenschloss. Baut man das Rad gewichtsoptimiert auf, begegnet man recht schnell scharfen Drehmomentvorgaben. Das beginnt schon bei den Klemmschrauben des Rahmensets und setzt sich z. B. bei den Vorbauschrauben fort – ein Drehmomentschlüssel ist empfehlenswert. Der Autor nutzt hier einen mit einem Messbereich von 1–10 Nm in sehr kleiner, leichter Ausführung, der unter den Marken »Red« und »Radon« vertrieben wird. Die Genauigkeit ist sicher begrenzt, aber als Schätzeisen tauglich. Ziplock-Tüten empfehlen sich zum Verstauen der demontierten Kleinteile.

Da teilweise einige recht lange Schrauben (insbesondere am Vorbau, aber auch bei den Anbauteilen) vollständig herausgeschraubt werden müssen, ist hier ein gut griffiger Inbusschlüssel, der sich flüssig um 360° drehen lässt, empfehlenswert. Die 142-mm-Hinterradnabe ist ziemlich breit, im Koffer wird es beim Packen dadurch sehr eng. Hilfreich ist hier, wenn man eine Nabe nutzt, bei der man den Freilaufkörper abnehmen kann und damit die Breite des Hinterrades merklich reduziert. Zusätzlich ist eine Demontage der Bremsscheiben beim Transport empfehlenswert, um diese vorm Verbiegen bei punktuellem Druck von außen auf den Koffer zu schützen.

Handschuhe schützen vor verdreckten Händen beim Check-in.

Bild 15: Hilfreiches Werkzeug des Autors. Oben mittig ein kleiner Zangenschlüssel von Knipex, wird u. a. zur Hinterradnabenzerlegung und für die Centerlock-Nuss (Scheibenbremse vorn) benutzt. Daneben der im Text erwähnte Drehmomentschlüssel. Der Konusschlüssel unten wird zum Gegenhalten bei der Zerlegung der Hinterradnabe verwendet. Rechts unterhalb des Schlosses ein kleines Tool, was die Neupositionierung des Bremssattels erleichtern kann.

Denkbar ist außerdem, das Rad mit 584er-Laufrädern auszustatten. Damit könnte wahrscheinlich das Ablassen der Luft entfallen, womit man beim Ein- und vor allem Auspacken noch mal etwas Zeit sparen würde.

Die Rahmenteilbarkeit kann übrigens auch benutzt werden, um das Rad in einen Zustand zu versetzen, der eine aufpreisfreie und vor allem auch reservierungsfreie Mitnahme im Bahnverkehr ermöglicht. Die DB erlaubt die kostenfreie Mitnahme zusammengeklappter Räder als Handgepäckstück. Das Trennen des Rahmens und Aneinanderkletten der beiden Teile sollte in diesem Sinne interpretierbar sein. Ist im anvisierten Zug nicht viel Gepäckraum vorhanden, empfiehlt es sich, zusätzlich das Vorderrad, ggf. auch das Hinterrad auszubauen. Damit reduziert man die Gepäckstückgröße deutlich. Es hängt also etwas vom gewählten Zug und den Platzkapazitäten darin ab, wie weit man das Rad für den Bahntransport runterrüsten möchte. Obgleich diese Abrüstung mit wenigen Handgriffen machbar ist, sollte man fairerweise festhalten, dass es für den Bahntransport allein alternative Lösungen gibt, die schneller und/oder universeller sind (Falträder, klassisches Rad nach Laufradausbau in Transporttasche stecken).

Bild 16: Das Breakaway in wenigen Schritten (Züge und Rahmen getrennt, einige Transportsicherungen angebracht, Teile mit Klettbändern zusammengehalten) abgerüstet für den Bahntransport. Das Vorderrad im Vordergrund ist »lose« und könnte auch separat verstaut werden. Nicht im Bild die Sattelstütze.

Fazit

Das Rad fährt sich super und von der Rahmensteifigkeit her kann der Autor keinen Unterschied zu einem nicht teilbaren Stahlrad feststellen. Auch im Praxiseinsatz auf echten Geröllstrecken zeigten sich keinerlei Fahrstabilitätseinschränkungen. Durch die wirklich langen Kettenstreben ergibt sich ein recht stabiler Geradeauslauf, durch die Karbongabel ein gewisser Komfort. Eine Sommerradreise mit leichtem Gepäck (Zeltausrüstung ohne Kochutensilien) hat viel Spaß gemacht und das Rad dabei alle möglichen Untergründe des nationalen D4-Radweges von Asphalt bis hin zu ausgewaschenen Waldwegen des Rennsteigs klaglos weggesteckt. Außerdem war trotz eines spontanen Reisebeginns keine aufwändige Recherche nach freien Stellplätzen bei der DB nötig.

Interessant dürfte das Rad auch für Leute sein, die häufig beruflich reisen müssen und so einfach »ihr« Rad mitnehmen und damit abends noch eine sportliche Feierabendrunde drehen können.

Den Zeitaufwand beim Ein- und Auspacken sollte man nicht unterschätzen. Um auf die in Videos angegebenen 20 min Zerlegezeit zu kommen, muss man schon extrem optimieren und üben und in dem Fall ist von keinerlei Anbauteilen auszugehen. Wem es hier auf Geschwindigkeit ankommt, der ist eventuell bei einem anderen Konzept (Faltrad?) besser aufgehoben. Aber es kann durchaus Freude bereiten, die eigene Konfiguration hier beständig weiterzuentwickeln und bei jedem Packvorgang ein paar Minuten schneller zu werden.

Die Grenzen des Ritchey Breakaway Outback liegen sicher im Zuladungsbereich. Richtig schweres Gepäck sollte man dem sportlichen, konifizierten Rohrsatz und vor allem der Gabel, deren maximale Gepäckzuladbarkeit mit 8 kg angegeben ist, wohl nicht zumuten. Andererseits ist das Rad auch nichts für Gewichtsfetischisten. Der Rahmen ohne Gabel schlägt mit 2,3 kg zu Buche, die Gabel wiegt schlanke 450 g. Und das Konzept mit dem Koffer ist natürlich wie gemacht für Rundreisen. Touren von A nach B sind zumindest mit dem Koffer, den man ja nicht mit dem Rad transportieren kann, nicht möglich. Aber das Versprechen, dass es sich um ein vollwertiges Rad handelt, was man »auf Reisen dabeihaben kann«, wird voll und ganz eingelöst.

Zum Autor

Samuel Littig (Jahrgang 1984), promovierter Mathematiker und Softwareentwickler. Radverkehrspolitisch interessierter Alltagsradler und Tandemfahrer (Eltern-Kind, Reisetandem), autoloses ADFC- und VCD-Mitglied mit großer Affinität zu Schraubereien und Basteleien am häuslichen Radfuhrpark.