Ausgabe 8 · März 2009

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Leserbriefe

Feldscheune und Tarp

Zu: Wildcampen: Mit Zelt »on tour« (Ausgabe 7)

Von: Ulrich Gehrmann

Da habt Ihr einige schöne Artikel aufgenommen. Dazu habe ich allerdings noch 2 Ergänzungen von meiner Faltradtour im Herst auf dem Bodensee-Königsee Weg:

  1. Feldscheunen
  2. Ein Tarp gerade in kälterer Jahreszeit, um Ausrüstung und Personen bei Dauerregen schützen zu können!

Insbesondere das Tarp hat uns schon bei starkem Regen genützt: Man kommt trocken ins und aus dem Zelt, kann bei Dauerregen draußen sitzen, er bietet Wind- und Sonnenschutz, aber meistens wohl keinen vollen UV-Schutz. Zumeist kommen die Räder mit unter. Wenn es eine Tarnfarbe hat, fällt der ganze Platz nicht auf. Eher aus Gelegenheit: Ich habe auch schon mal das Waschwasser eingefangen.

Ulrich Gehrmann, Wunstorf

Steil auf Kurz

Zu: KISS – Reiserad einfach (Ausgabe 7)

Stefan Buballa behauptet, dass Liegeräder am Berg Stabilitätsprobleme haben. Als Beleg dafür führt er einen Artikel von 1991 an. Nun hat diese Aussage für Langliegeräder, wie sie 1991 vorherrschend waren, eine gewisse Berechtigung:
Ich selbst hatte mit dem Peer Gynt (Langlieger) bei 6 km/h und starkem, böigem Wind am Tioga-Pass gewisse Stabilitätsprobleme, sodass ich auf den mehr als 900 Höhenmetern eine Pause einlegte. Bei weniger Wind war aber immer noch die lange Übersetzung (1,75 m Entfaltung) das größere Problem, z. B. fuhr ich mit dem Peer Gynt die Glocknerstraße mit 4,5 km/h.

Der Grund für die Instabilität von Langliegern bei geringen Geschwindigkeiten ist, dass der Schwerpunkt relativ weit hinten liegt und der Radstand relativ lang ist, sodass das Vorderrad relativ weit zur Seite fahren muss, damit die Aufstandslinie wieder unter den Schwerpunkt kommt. Man muss daher stärkere Korrekturen vornehmen.

Bei einem Kurzlieger ist der Schwerpunkt dagegen relativ weit vorne und der Radstand kurz, sodass er bei langsamen Geschwindigkeiten mit leichteren Korrekturen auskommt und damit stabiler ist. Jedenfalls bin ich mit meiner Street Machine (Kurzlieger) schon sehr steile Berge (z. B. 18 % am Wurzenpass) sehr langsam (4 km/h) raufgefahren und hatte dabei keine Stabilitätsprobleme. Einige der Berge, die ich mit dem Liegerad gefahren bin, findet man hier.

Noch zum Thema »Spezialteile«: Die allermeisten Teile an Liegerädern sind Standard-Teile, von Rahmen und Sitz abgesehen. Ich war mit Liegerädern schon in Amerika, Australien und (Klein-)Asien, und das gröbste Beschaffungsproblem, das ich damit hatte war, in den USA eine 36-Loch-Hinterradnabe aufzutreiben (dort gibt’s nur 32-Loch und weniger); das kann einem mit einem Upright-Reiserad genauso passieren.

Anton Ertl, Wien

Danke für deinen Leserbrief.

Die im Text genannten Stabilitätsprobleme am Berg habe ich sowohl an meinem Eigenbaukurzlieger (Radstand ca. 1000 mm) und in noch größerem Maße bei meinem ZOX – Tandem selbst so festgestellt. Auf dem Upright (Eigenbaureiserad und VSF T 400) traten diese Schwierigkeiten auf den gleichen Strecken nicht auf. Dies natürlich unabhängig von allen theoretischen Erklärungsversuchen. Die Erklärung von Werner Stiffel (Pro-Velo-Artikel »Warum wackelt’s so?« in Heft 25, 6/1991 S. 33), die sich in der Tat auf Langlieger bezieht, scheint mir insbesondere für Liegetandems einleuchtend.

Darüber hinaus verweist er im letzten Satz jedoch auch auf den Einfluss der Schwerpunkthöhe, die beim Liegerad generell bedeutend geringer sein dürfte als beim Upright. Bei gleicher horizontaler Abweichung von der Senkrechten ist man auf dem (niedrigeren) Lieger halt viel rascher in Schräglage. Ich will aber nicht bestreiten, daß auch andere Einflussfaktoren (wie z. B. die jeweilige Lenkgeometrie) eine Rolle spielen können, so daß die oben genannte Tendenzen verstärkt oder abschwächt werden und die dazu beitragen, daß Du z. B. auf der Streetmachine am Berg keine Probleme hast.

Sofern das mit Deiner Dauerleistung von 120 W (vgl. deine Homepage) denn nun wirklich noch stimmt. Ich hatte nämlich einmal mit einem Bergliegeradler Kontakt, der meinte, dass sei doch alles kein Problem und extrem kurze Übersetzungen (vgl. Granny oder Grand-Granny) seien Unfug … bis heraus kam, dass seine Dauerleistung 260 W beträgt. Wenn er nicht in Form ist … Denn bei höheren Geschwindigkeiten (>5 km/h) stabilisiert sich schließlich so manches von selbst.

Stefan Buballa, Autor des Artikels, Redaktionsmitglied

Postkutsche

Ich bin auch so ein »Erbsenzähler«. Die Räuber im Wald haben wohl die Postkutschen ausgeraubt. Irgend jemand (der Staat) hat irgendwann einmal gesagt: so geht’s nicht. Wenn jemand an Werte oder Güter herankommen will, dann muss er das anders bewerkstelligen als mit Gewalt (Ellenbogen einsetzen ist auch Gewalt). Daher hat er ein Gewaltmonopol geschaffen und das Rauben im Wald verboten. Er ist bis heute bemüht, sich und seine Regeln (die er »Gesetze« nennt) zu entwickeln, zu verbessern.

Wenn er nicht mehr da ist (der Staat), dann wird, weil die Moral nun mal so ist, wie sie ist, Bagdad ausgeplündert. Diese Gesetze sind wohl prima für die Postkutschenfahrer und blöd für die Räuber. Und weil die Räuber diese »Regeln« gerne »verbiegen« (ok, die Postkutschenfahrer auch), ist der Gesetzgeber bemüht, seine Gesetze eindeutig zu formulieren. Trotzdem wird fleißig »interpretiert«. Rechts und links sind eindeutig? Oder gibt es eine Grenze? Und wer bestimmt den Grenzbereich? Die Interpretierer? Wenn sie sich einig wären, wär’ ja alles gut, aber sie sind es nicht!

Ich bin jedenfalls, wenn ich z. B. mit dem Fahrrad auf einer Landstraße fahre, froh, dass es Regeln gibt, die Linksfahren verbieten und Rechtsfahren vorschreiben und dass es keinen Grenzbereich gibt. Dadurch gibt es für mich eine gewisse Verlässlichkeit, Sicherheit und im Streitfall eine Rechtssicherheit. Und wenn jemand links statt rechts fahren will, dann überlegt er sich das noch mal, z. B. weil es Sanktionen gibt und lässt mich so weiterleben. Und daher bin ich für’s Erbsenzählen! Auf mein »Recht« verzichten, »großzügig« sein, kann ich trotzdem!

Rolf Bungartz, Bornheim

Lob

Ich habe jetzt gerade die letzte Ausgabe gelesen und bin wieder mal begeistert. So ein unabhängiges Magazin hat gefehlt. Super Beiträge!

Ich selbst nutze das Rad für den täglichen Weg zur Arbeit, fahre MTB (bisher viermal transalp) und vor allem machen wir mit der ganzen Familie seit 17 Jahren regelmäßig Radferien. Unsere Kinder (7/10) sind zunächst im Anhänger am Tandem »desensibilisiert« worden und leisten inzwischen auf den beiden Tandems einen aktiven Beitrag. Wir haben viele Länder im Großraum Europa bereist. Meistens mit Zelt. Falls Ihr da mal Interesse an einem Bericht habt, könnt ihr Euch gerne melden.

Macht weiter so!

Tobias Uhl, Wuppertal