Ausgabe 14 · April 2012
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Neue und exotische Nabendynamos im Test
2004 fand der erste große Nabendynamotest für Fahrradzukunft statt. Die dort getesteten Nabendynamos der »zweiten Generation« waren von der Generatortechnik her ausgereift und sind immer noch weit verbreitet. Shimano dominiert damals wie heute mit weitem Abstand den Markt. Lange Jahre passierte wenig Spektakuläres auf dem Nabendynamo-Markt. Es wurde Modellpflege betrieben und die Varianten-Zahl erhöht. Jetzt aber kommt wieder Dynamik auf und es gibt Produkte mit deutlich anderen Eigenschaften, die wir hier vorstellen und mit Messwerten unterlegen wollen.
Ende 2009 brachte Schmidt Maschinenbau aus Tübingen mit dem SONdelux einen



Anfang 2011 taucht aus dem Nichts ein bisher unbekannter Hersteller mit
interessanten Produkten auf: Shutter Precision bzw. SP-Dynamo aus Taiwan.
Wie der Name sagt, war diese Firma zunächst im Bereich Kameraverschlüsse
tätig. Der Inhaber hat dann aber viel Hirnschmalz in die
Generatorentwicklung gesteckt, was in etlichen Patenten resultierte. Das
erste Produkt war ein mechanisch abschaltbarer, getriebeloser Nabendynamo.
In der westlichen Welt bekannt wurde dieser durch den US-amerikanischen
Händler/Importeur VeloOrange, der diesen Nabendynamo als revolutionär und
»game changing« ankündigte, und einige Monate mit eigenem Firmenlogo
verkaufte, dann aber ohne explizite Begründung wieder aus dem Programm
nahm. Das Modell HB013, mit


Anfang 2012 präsentierte SP-Dynamo einen kleineren kugeligen Nabendynamo,
der gestalterisch stark an den SONdelux erinnert. Der Freiburger
Scheinwerferhersteller Supernova plant, sowohl den abschaltbaren, wie auch
den neuen kleinen Dynamo unter der Bezeichnung »Infinity« mit leicht
geändertem Äußerem sowie verbesserten Dichtungen auf den europäischen
Markt zu bringen. Wie bei den abschaltbaren Modellen sind die Magnete
nicht wie üblich zylinderförmig um den Stator herum angeordnet und radial
wirkend, sondern als dünne Scheibe mit axialer Magnetisierung. Das Gewicht
liegt mit


Sanyo war in den 70er und 80er Jahren für seine hochwertigen Walzendynamos
bekannt. Bei Nabendynamos war man lange nur im Hintergrund tätig und
produzierte Naben, die dann die Namen SRAM i-light oder Dahon Joule
trugen. Seit einiger Zeit wird mit dem

In den vergangenen Jahren wurde in Deutschland im relativ Verborgenen an
einer Fahrrad-Beleuchtungs-Norm und potentiellen Erweiterungen für die
StVZO gearbeitet. Dabei wurde nach einer Möglichkeit gesucht, den
technischen Fortschritt, den Leuchtdioden als effizientere Leuchtmittel
bieten, dafür zu nutzen, leichtere und leichtgängigere Dynamos zu
ermöglichen. Der Vorschlag war eine 1,5-Watt-Norm als Alternative zum
aktuellen 3-Watt-Standard. Die Nennspannung soll weiterhin

Der Shimano DH-3N80 ist dank Aluminium- statt Stahl-Achse und Aluminium-
statt Kupferdraht mit

Neben SP-Dynamo überrascht ein weiterer taiwanesischer Newcomer mit einer ungewöhnlichen Lösung. Der SunupEco ist ein Generator für die Nachrüstung, der seitlich an einer Hinterradnabe befestigt werden kann. Ein Getriebe übersetzt die Nabendrehzahl ins Sechsfache und treibt einen kleinen Drehstromgenerator an.
Der Drehstrom wird mit einem elektronischen Regler in eine Gleichspannung
gewandelt. Das Produkt erinnert an den FER-Speichendynamo, ist aber als
Vollmetall-Lösung mit Stirnradgetriebe viel robuster. Im Gegensatz zum
FER2001 ist der SunupEco allerdings nicht mechanisch abschaltbar. Der
SunupEco bringt erhebliche


Labortest
Der Test erfolgte, wie sein Vorgänger 2004, in der Werkstatt des unabhängigen Fahrradlichtexperten Olaf Schultz in Hamburg.

Das Messprinzip blieb das gleiche: Die Nabendynamos werden mit einem
Speichenflansch in das Futter einer kleinen Drehbank eingespannt und bei
verschiedenen Drehzahlen betrieben. Auf die Nabenachse wird mittels
Schnellspanner ein Hebelarm aus Aluminium gespannt und in
Als reproduzierbares Modell für eine Standard-Lichtanlage wird ein
12-Ohm-Lastwiderstand angeschlossen. Für den Fall von zwei in Reihe
geschalteten Standard-Scheinwerfern oder die Reihenschaltung von 4 weißen
LEDs für Bastellösungen erfolgt die Messung an
Licht aus

Da Beleuchtung zwar wichtig ist, Fahrräder aber die meiste Zeit doch bei Tageslicht gefahren werden, sind die Verluste im elektrischen Leerlauf interessant. Da diese Verluste überproportional mit der Geschwindigkeit ansteigen, sind sie in erster Linie relevant für FahrerInnen, die auch mal Tempo 30 und schneller aus eigener Kraft unterwegs sind. Auffällig ist hier in erster Linie der Sanyo H27 mit bei schneller Fahrt doppelt so hoher Antriebsleistung wie die Konkurrenz.
Überrascht hat das Ergebnis des Shimano 1,5-Watt-Dynamos. Bei einem besonders leistungsschwachen Dynamo hätte man auch geringe Leerlaufverluste erwartet. Real läuft er bei abgeschaltetem Licht aber sogar ein wenig schwergängiger als der doppelt so leistungsstarke DH-3N80.
Am leichtgängigsten im Leerlauf sind die Modelle aus Tübingen, wobei der
kleinere SONdelux kaum besser als der neue SON28 abschneidet. Mit ca.
Erstaunlich leichtgängig schneidet der SunupEco ab. Trotz dreier Zahnräder – diese allerdings auf Rillenkugellagern gebettet – bleiben die Leerlaufverluste auf dem Niveau der besten getriebelosen Nabendynamos.
Etwas unfair mag es erscheinen, wenn wir die beiden mechanisch
abschaltbaren Nabendynamos HB011 und HB013 hier im mechanisch
eingeschalteten Leerlauf vergleichen. Die Messwerte zeigen aber, dass die
verwendeten Generatoren so verlustarm sind, dass sie auch so in der
hochwertigen Konkurrenz bestehen können. Schaltet man den HB013 auch
mechanisch ab, so verbleiben bei Tempo 30 noch
Die beiden Exemplare des PV-8 liegen im guten Mittelfeld zwischen den Werten der SONs und des Shimano DH-3N80.
Licht an

Der 12-Ohm-Lastwiderstand entspricht recht gut dem elektrischen Verhalten einer klassischen Glühbirnchen-Lichtanlage bei mittlerem Fahrtempo an üblichen Dynamos betrieben. Moderne LED-Leuchten arbeiten meist bei etwas höheren Spannungen. Um aber die Nabendynamos miteinander vergleichen zu können ist das 12-Ohm-Modell gut genug. Zudem erlaubt es den Vergleich mit den Messdaten von 2004.
Auffällig bei den Ergebnissen ist in erster Linie der Shimano DH-1N70. An
Ebenfalls ungewöhnlich ist der Verlauf der elektrischen Leistung des
SunupEco. Mit nur
Alle anderen Nabendynamos im Test liegen verglichen damit auf sehr ähnlichem Niveau. Bei Tempo 10 bleiben der SONdelux und der HB013 leicht unter den Leistungswerten der Konkurrenz, um dann bei schnellerer Fahrt eher stärker als andere zu sein. Beim PV-8 hatten wir drei Exemplare im Test, die hier ein Gefühl für die Exemplarstreuung geben sollen.

Betrachtet man die Antriebsleistung bei
Der Sunup Eco läuft trotz seiner geringen elektrischen Leistung nur geringfügig leichter als die besten Nabendynamos. Bei Tempo 20 liegt der SONdelux gleichauf und der HB013 sogar ein kleines Stück leichtgängiger – und das bei doppelter elektrischer Leistungsabgabe.
Überraschend gut schneidet der Sanyo H27 ab. Mit eingeschaltetem Licht muss er sich in keiner Hinsicht vor der kostspieligeren Konkurrenz verstecken. Bei Tempo 50 ist er sogar der am leichtesten laufende »3-Watt«-Nabendynamo.
Doppelscheinwerfer

Gängige Nabendynamos haben bei zügiger Fahrt noch deutliche Reserven in der Leistungsfähigkeit. Am einfachsten kann man mehr Licht durch eine Reihenschaltung von zwei üblichen Scheinwerfern erreichen. Bei langsamer Fahrt führt das aber i.A. zu insgesamt leicht reduzierter Leistung.
Für den Shimano DH-1N70 sind die
Während der SunupEco bei 10 bis
SONdelux und HB013 liefern bei Tempo unter

Mit der erforderlichen Antriebsleistung bleibt auch im 24-Ohm-Fall der
Shimano DH-1N70 erwartungsgemäß unter den Werten der leistungsstärkeren
Modelle. Auch alle anderen Nabendynamos verhalten sich vergleichbar zum
12-Ohm-Fall. Die Wirkungsgrade sind im Doppelscheinwerferbetrieb deutlich
höher als beim einfachen Fall. Als höchster Wirkungsgrad wurde
Fazit
Unser Test betrachtet nur physikalische Messdaten unter Laborbedingungen. Zuverlässigkeit im rauen Alltag auf Kopfsteinpflaster, bei Dauerregen oder im salzigen Schneematsch können wir so nicht beurteilen. Die brandneuen PV-8 von SP-Dynamo liegen von den elektrischen und mechanischen Messwerten den SON-Modellen von Schmidt Maschinenbau dicht auf den Fersen. Eindrucksvoll für einen Quereinsteiger in die Branche!
Die Abschaltbarkeit der Modelle HB011 und HB013 hingegen bringt für übliche Nutzung nur den Vorteil weniger Zehntel Watt geringerer Leerlaufverluste, die die erhöhte Komplexität und das erhöhte Gewicht selten rechtfertigen werden. Die Sondermodelle SunupEco und DH-1N70 dürften nur in Fällen reizvoll sein, wo die geringe Leistung keinerlei Bedeutung hat. Der Sanyo H27 ist als preisgünstiger Nabendynamo insbesondere dann gut geeignet, wenn man eher langsam und auch tagsüber mit eingeschaltetem Licht unterwegs ist.
Zum Autor
Andreas
Oehler (41) arbeitet als Maschinenbauingenieur beim
Fahrradbeleuchtungshersteller Schmidt Maschinenbau.